Leider läuft diese Ausstellung nur bis zum 05. November 2017. Das Museum der Moderne Salzburg zeigt in beiden Häusern eine großartige Werkschau des Südafrikaners William Kentridge. Am meisten beeindruckt mich die Arbeit „More Sweetly Play the Dance“. 

Kentridge ist intellektuell. Seine Arbeiten aber berühren emotional. Seine Bildsprache baut auf perfektem künstlerischem Handwerk auf. Er verdichtet die Elemente Zeichnung, Film, Schattenspiel und Musik in einer Weise, dass seine Arbeiten einen starken Sog auf mich als  Betrachtende ausüben. Das Gefühl entsteht, Teil dieser Szenerie zu sein. Die Distanz zum Werk löst sich auf und es ergreift Besitz von mir. Ich stehe mitten in einem Raum, der mich kaum mehr loslässt. 

Kentridge ist hochpolitisch und dabei immer vieldimensional. Was am Betrachtenden vorbeizieht, ist eine religiöse Prozession und/oder gleichzeitig ein politischer Widerstandsmarsch in einem Township. Die Figuren könnten mit den getragenen, geschobenen,  gezogenen Gegenständen Hinweise auf Migrationsbewegungen geben. Pflanzen, ein Käfig, eine überdimensionierte Gartenschere, Infusionsständer, Skelette, eine Badewanne, eine Schreibmaschine, eine Frau mit einem Gewehr, Schablonenköpfe: welche Biografien in welchen gesellschaftlichen Kontexten treten hier auf die Bühne?